Berufliche Pläne schmieden

 

Was tun, wenn man nach der Schule einfach planlos ist und nicht weiß, welchen Beruf man wählen soll und was überhaupt in Frage kommt? Wer kann helfen, einen Überblick zu schaffen und den richtigen Weg zu finden? Christine Klas, Bereichsleiterin "Beraten" beim BIFO, gibt einen Einblick in die Welt der Berufsorientierung und hat Antworten auf die wichtigsten Fragen: 

 

Oft kommt es anders als man denkt, wollten Sie schon immer andere Menschen beraten bzw. wussten Sie von Anfang an, was Sie werden möchten?

Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal Bildungs- und Berufsberaterin werden würde. Diesen Beruf hat es auch früher gar nicht so gegeben. Ich habe überhaupt nicht genau gewusst, was ich werden sollte. Nur dass ich etwas mit Menschen tun möchte, war mir immer schon klar. Auch Sprachen haben mich immer interessiert. Aber eben auch Naturwissenschaften ….

 

Was haben Sie also gemacht? Wie haben Sie Ihren Traumjob gefunden?

Zuerst einmal habe ich überlegt, in welchem Berufsbereich ich meine Neigungen und Fähigkeiten verbinden könnte und bin im Tourismus gelandet. Allerdings wollte ich weiter lernen und Neues machen und habe dann in der Erwachsenenbildung gearbeitet, ein Wirtschaftsstudium und diverse Fortbildungen gemacht, bis ich schließlich teilweise durch Zufall in der Bildungs- und Berufsberatung für Erwachsene und Jugendliche gelandet bin und nun auch den Bereich Beratung im BIFO leite. Das ist absolut mein Traumjob und ich würde sagen, er hat mich gefunden oder es hat mich dorthin gezogen, wo es gut ist für mich.

 

Planlosigkeit in der Ausbildung – wie oft werden Sie mit dieser Situation konfrontiert?

Sehr oft. Wobei sich die Planlosigkeit auf verschiedene Aspekte beziehen kann. Manche wissen überhaupt nicht, wo ihre Interessen, Neigungen und Fähigkeiten liegen und wo sie anfangen sollen. Andere wissen nicht, welche Ausbildungen, Weiterbildungen und Berufe es gibt, die zu ihnen passen könnten. Wiederum andere haben zwar verschiedene Ideen, wissen aber nicht, welche am besten zu ihnen passen könnte. Und nochmals andere können sich selbst ganz gut einschätzen und haben auch schon Vorstellungen von ihrer Zukunft, wissen aber nicht, wie sie zum Ziel kommen können.

 

Es gibt zigtausend verschiedene Berufe, da fällt die Auswahl schwer. Was raten Sie Jugendlichen, die nicht wissen, welcher Bereich der passende für sie ist?

Als erstes ist es nützlich, sich über sich selbst Gedanken zu machen: Was tue ich gerne? Was interessiert mich? Welche Stärken habe ich? Was habe ich gelernt, welche Erfahrungen kann ich einbringen? Welches sind meine Wünsche? Hier hilft es auch, mit anderen, z.B. mit Eltern und Freunden darüber zu reden, eine Bildungs- und Berufsberatung in Anspruch zu nehmen oder mittels einer Potenzialanalyse oder Karriere-Check (für Maturant/innen) im BIFO mehr über seine Neigungen und Fähigkeiten zu erfahren.

Und dann kann ich überlegen, welche Berufsbereiche dazu passen. Auch hier können Bildungs- und Berufsberater/innen und Jugendcoaches helfen, unter den tausenden Berufsmöglichkeiten den passenden auf die Spur zu kommen und die zu finden, bei denen ich meine Neigungen und Fähigkeiten am besten einbringen kann und wo es auch Chancen auf dem Arbeitsmarkt gibt.

 

Und wenn ich meine Auswahl nun auf einen Bereich eingeschränkt habe, wo kann ich gebündelte Informationen zu diesem Bereich finden?

Das Internet bietet umfassende Informationen, wenn man weiß, wo suchen. Hier bieten sich verschiedene Möglichkeiten an: www.bifo.at, www.berufeerleben.at, www.bic.at, www.berufskompass.at, etc.

Ganz wichtig ist es auch, sich unmittelbare Informationen und Eindrücke von einem Berufsbereich und den entsprechenden Ausbildungen zu beschaffen. Z.B. indem ich mit Berufsleuten aus diesem Beruf oder Schüler/innen oder Student/innen rede, Informationsveranstaltungen virtuell oder persönlich besuche, indem ich mich über Betriebe informiere, und am besten, indem ich in den Beruf oder die Ausbildung hinein schnuppere. Das ist selbst in Zeiten wie diesen möglich.

 

Welche Empfehlung würden Sie, gerade im Hinblick auf die Zukunft, bzgl. einer Berufs- oder Studienwahl geben?

Meine Empfehlung ist ganz klar, sich Zeit nehmen und sich umfassend Gedanken machen und informieren. Das passiert nicht an einem Tag, das muss reifen. Und dabei nicht den Mut verlieren, sondern neugierig sein und Spaß haben. Jeder Mensch ist für mindestens 10 Berufe geeignet. Es ist heutzutage normal, den Beruf einige Male im Leben zu wechseln. Aber wenn man die erste Entscheidung schon gut vorbereitet, hat man eine bessere Ausgangssituation.

 

Haben Sie auch einen Tipp für jemanden, der nach einer höheren berufsbildenden Schule etwas gänzlich anderes machen möchte?

Im Prinzip gilt für jede Veränderung und Weiterentwicklung dasselbe wie bei der ersten Berufswahl: in sich gehen, herausfinden, wofür das Herz schlägt, Berufe und Ausbildungen recherchieren, sich informieren und entscheiden. Es gibt so viele Möglichkeiten. Auch nach einer BHS, z.B. ein Studium, eine Kurzausbildung, eine Lehre, ein Zwischenjahr, etc. Aber niemand muss das alleine machen. Eltern, Freunde, Beratungsstellen wie das BIFO können wertvolle Wegbegleiter sein.