Isabella Supper übernimmt Bereichsleitung "Beraten"

 

Nach vielen Jahren engagierter Arbeit als Leiterin des Bereichs „Beraten“ verabschiedete sich Christine Klas in den wohlverdienten Ruhestand. Seit November 2024 führt Isabella Supper ihre Aufgaben fort. Im Interview erzählt sie, warum berufliche Umwege oft zu wertvollen Erfahrungen werden und welche Visionen sie für die Zukunft des Bereichs „Beraten“ hat.

 

Hallo Isabella, danke für deine Zeit. Kannst du uns etwas über deinen beruflichen Werdegang erzählen?

Hallo Melanie, ja sehr gerne, eines schon vorab mein beruflicher Werdegang war nicht geradlinig, aber genau das macht ihn für mich wertvoll. Nach dem HLW-Abschluss arbeitete ich zuerst im Gastgewerbe, hauptsächlich im Service. Nach einem Jahr entschied ich Lehramt zu studieren, merkte aber ziemlich bald, dass das nicht ganz das Richtige für mich ist. Ich begann dann als Rezeptionistin zu arbeiten und hatte viel Freude an dem Beruf. Nach dreieinhalb Jahren merkte ich immer mehr, dass mich vor allem der Kontakt zu den Gästen sehr freut und ich gerne Menschen weiterhelfe. Ich beschloss, mir nochmal Zeit für eine berufliche Orientierung zu nehmen und startete diese Phase mit einem Auslandseinsatz über die Caritas Vorarlberg. Ein halbes Jahr lebte ich bei einer Gastfamilie in Mosambik und war in einem Tageszentrum tätig, in dem Kinder ab dem 4. Lebensjahr betreut wurden. Diese Zeit war für mich prägend und ich fasste den Entschluss Soziale Arbeit zu studieren.

 

Hast du es als schwierig empfunden, nach einer Phase, in der du dein eigenes Geld verdient hast, wieder ins Studium zurückzukehren?

Durch meine vorherige berufliche Tätigkeit profitierte ich vom Selbsterhalter-Stipendium. Nebenbei jobbte ich weiterhin geringfügig im Gastgewerbe und kam so gut über die Runden.

 

Was hast du nach deinem Studium gemacht?

Nach dem Abschluss begann ich als Sozialarbeiterin im BIFO, genauer gesagt im Projekt Jugendcoaching. Als ich die Zusage für den Job bekam, musste ich zuerst ein bisschen schmunzeln: „Ich, Isabella, die ich in meinen jungen Jahren überhaupt keinen Plan hatte, was ich denn werden möchte, darf jetzt also Jugendliche am Übergang Schule-Beruf begleiten.“ Doch es zeigte sich rasch, dass genau diese Erfahrung sehr hilfreich war und ich den Jugendlichen viel Empathie entgegenbringen konnte. Die vielseitigen Tätigkeiten im Projekt Jugendcoaching bereiteten mir viel Freude. Nach fünf Jahren war ich so richtig im „Fahrwasser“ und sehr routiniert, sehnte mich jedoch nach einer neuen Herausforderung.

 

Wie kam es dazu, dass du die Bereichsleitung „Beraten“ übernommen hast?

Ich buchte eine BIFO Beratung bei einer erfahrenen Kollegin. Während eines BIFO-Beratungsgesprächs wurde mir bewusst, wie sehr mir der Bereich der Beratung liegt. Ich habe dabei erkannt, dass ich mich gerne in diesem Bereich weiterentwickeln und mehr Verantwortung übernehmen möchte.

Nach dieser Beratung suchte ich nach diversen Weiterbildungsmöglichkeiten, bis dann im März 2024 die Stelle der „Bereichsleitung für Beraten“ ausgeschrieben wurde.
Zu meiner eigenen großen Überraschung sprach mich die Stellenbeschreibung sehr an. Doch ich zögerte zuerst schon, weil meine Vorgängerin Christine Klas mit ihren über 20 Jahren Berufserfahrung natürlich riesengroße Fußstapfen hinterlassen hat. Andererseits dachte ich mir: „Isabella, mach das, was du den Jugendlichen immer empfiehlst und bewirb dich einfach einmal.“ Als dann auch noch mein engstes Umfeld mich sehr ermutigte es zu versuchen, schickte ich meine Unterlagen ab. Und so kam es, dass ich die Bereichsleitung „Beraten“ übernehmen durfte.

 

Was hat dich dazu motiviert, die Bereichsleitung zu übernehmen?

Es ist die Kombination aus meiner Leidenschaft für die Beratung, der Wunsch Verantwortung zu übernehmen und den Bereich „Beraten“ strategisch weiterzuentwickeln.

 

Welche wichtigen Erfahrungen und Erkenntnisse aus den letzten Jahren haben dich nachhaltig geprägt und begleiten dich bis heute?

Oh, da gibt es viele. Wenn ich mich jetzt auf die letzten 10 Jahre beschränke, war sicherlich der Auslandsaufenthalt in Mosambik sehr prägend. Er lehrte mich, dass vieles, was wir in Vorarlberg haben, nicht selbstverständlich ist. Angefangen von Trinkwasser über Nahrungsmittel, bis hin zum Bildungssystem, der medizinischen Versorgung und den Vorzügen eines Sozialstaates. Wir schwimmen hier schon sehr im Wohlstand und unsere Probleme sind auf einem anderen Niveau, als in anderen Erdteilen. Es relativiert sich viel, wenn man das vor Augen hat.

Generell haben mich Reisen in verschiedenste Länder sehr geprägt und da vor allem die Erkenntnis, dass uns Menschen- egal wo wir aufgewachsen und zivilisiert wurden- vieles miteinander verbindet und wir uns gegenseitiges bereichern und beschenken können- auch dann, wenn die Lebensbedingungen schwierig sind. Diese Kraft der Menschlichkeit begleitet mich bis heute und ich nehme sie auch mit in jede Beratung.

 

Wie bleibst du über Entwicklungen in der Beratungsbranche auf dem Laufenden?

Da gibt es verschiedenste Kanäle. Eine Kollegin aus dem Team bereitet regelmäßig berufskundliche Informationen für die Teamsitzungen auf. Dann gibt es Fachtagungen und eine Vielzahl an Weiterbildungsmöglichkeiten, die eine Auseinandersetzung mit aktuellen Themen ermöglichen und von denen ich gerne Gebrauch mache. Dieses Jahr nehme ich beispielsweise an einem Lehrgang teil, in dem Themen wie Online-Beratung und der Einsatz von KI in der Beratung aufgegriffen werden.

 

Welche Visionen hast du für den Bereich Beratung in den nächsten 3-5 Jahren?

Ein wichtiges Ziel ist, die hohe Qualität unserer kostenlosen und anbieterneutralen Beratung zu sichern. Damit verbunden sind Weiterbildungen, Zertifizierungen und die Sicherstellung der Finanzierung. Ein weiteres Anliegen ist es, unser Angebot bekannter zu machen und niederschwellige Formate zu entwickeln, um mehr Menschen in beruflichen Umbruchssituationen zu erreichen. Besonders zielgruppenorientierte Angebote sehe ich als eine Chance, noch mehr Menschen auf unser Angebot aufmerksam zu machen und sie auf ihrem Werdegang zu unterstützen.

 

Zum Abschluss: Was rätst du Menschen, die gerade selbst in einer beruflichen Umbruchssituation stecken?

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ein neutraler Blick von außen im Prozess der Entscheidung sehr hilfreich und bestärkend ist.