Weltfrauentag - aus Sicht von Bildung und Beruf

Anlässlich des Weltfrauentags 2022 haben wir uns im BIFO verschiedene Entwicklungen und Trends angeschaut, die Frauen in Bezug auf Bildung und Beruf betreffen. Vorab ist anzumerken, dass gerade während der Pandemie klassische Rollenbilder und ungerechte Verteilungen in der nichtbezahlten Tätigkeit im Bereich Haushalt, Pflege, Erziehung und Betreuung ein bedauerliches „Revival“ erlebt haben. Nichtsdestotrotz ergeben sich ein interessantes Bild und einige wichtige Erkenntnisse.

 

Lehre und Schule

Im Bereich der Lehrstellen ist der Anteil an Mädchen, die ihre Lehre in von Männern dominierten Berufen begonnen haben, 2020 und 2021 leicht zurückgegangen. Gleichzeitig hat es der Lehrberuf der Metalltechnikerin (Nummer 1 bei Burschen) nun auf Platz 3 der von Mädchen meistgewählten Lehrberufe geschafft, nach der Einzelhandelskauffrau und knapp hinter der Bürokauffrau.

Das allein zeigt noch nicht, dass die unternommenen Anstrengungen im Bereich der Förderung von Interesse an MINT-Berufen fruchten, aber es zeigt, dass entsprechende attraktive Lehrstellenangebote durchaus auch für Mädchen interessant sind und angenommen werden.

Der Anteil an Schülerinnen und Schülern ist über die verschiedenen Schulformen verteilt ausgewogen, allerdings zeigen sich starke Unterschiede insbesondere im Bereich der Berufsschulen bzw. berufsbildenden mittleren Schulen. Bei den technisch-gewerblichen Schulen beträgt der männliche Anteil laut Gleichstellungsbericht des Landes 82,9 Prozent, bei den wirtschaftsberuflichen Fachschulen der weibliche Anteil sogar 98,4 Prozent, deutlich höher als im österreichischen Schnitt.

 

Bildungsberatung im BIFO

Die Bildungsberatungs-Angebote des BIFO werden nach unserer Erfahrung von Frauen und Männern gleichermaßen angenommen. Allerdings beträgt der Anteil der erwachsenen Frauen, die sich im Rahmen einer BIFO-Beratung informieren und beraten lassen, knapp 63% im Jahr 2021 und deckt sich in etwa mit der Weiterbildungsbereitschaft, welche bei den Frauen überwiegt.

 

Weiterbildung

In Sachen Weiterbildung werden laut Gleichstellungsbericht des Landes Vorarlberg (2021) rund zwei Drittel (64,9 Prozent) der für den Privatbereich genützten Kurse (Sprachen, Gesundheit, Hobby etc.) in Österreich von Frauen belegt. Bei Kursen zur beruflichen Fortbildung halten sich Frauen und Männer die Waage, jedoch ist der Anteil der Männer, die Kurse ausschließlich während der Arbeitszeit besuchen, deutlich höher gegenüber den Frauen.

 

Gender Pay Gap

Auch in der Bildungsberatung und in der Phase der Berufsorientierung ist das Lohngefälle zwischen Frauen und Männern ein Dauerthema. Laut einem aktuellen Bericht von PwC, der von diversen Medien aufgegriffen wurde, beträgt dieses in Österreich derzeit 12% und bei dem aktuellen Tempo, mit dem sich der Gender Pay Gap schließt, würde es 63 Jahre dauern, um hier eine komplette Gleichstellung zu erreichen.

In der Berufswahl und im Rahmen von Bildungsberatungen ist daher das Thema der Verdienstmöglichkeiten, der formellen und informellen Qualifikation, aber auch die eigenen Erwartungen in Bezug auf Verdienst, Vereinbarkeit von Familie und Beruf bei Frauen UND Männern ein wichtiges Thema, was zunehmend an Bedeutung gewinnt.

Für Christine Klas, Bereichsleiterin Beraten im BIFO, liegt ein Schlüssel für den Erfolg in der Weiterbildungsbereitschaft der Frauen: „es zeigt sich, dass Bildung gerade im Erwachsenenalter ein Thema ist, das Frauen nützt und das sie aktiv nutzen. Das kann ein wichtiger Schlüssel sein, um sich künftig noch stärker zu positionieren.“

BIFO-Geschäftsführer Andreas Pichler unterstreicht das und sieht einen weiteren wichtigen Schlüssel in den Veränderungen der Berufswelt: „Die Berufslandschaft ist derzeit technologiegetrieben in einem enormen und rasanten Wandel begriffen. Dazu kommt ein Fachkräftemangel quer durch viele Branchen. Wenn jetzt die Weichen richtig gestellt werden, sollte der Arbeitsmarkt in 10 Jahren noch mehr Chancen für Mädchen und Frauen bieten.“

 

Fotonachweis: 

Christine Klas ©BIFO

Andreas Pichler ©nussbaumerphotography.com